Was im Gottesdienst geschieht
Christliche Gemeinden in aller Welt feiern
in ihren Sprachen, mit ihren Liedern, Gebeten und Ausdrucksformen feiern christliche Gemeinden in aller Welt Gottesdienst. In ihm geschieht Wesentliches für den Glauben und die Kirche: Das Wort der Bibel wird gehört und ausgelegt, und die Sakramente werden ausgeteilt. Wie verschieden die Feier auch gestaltet wird: Der Gottesdienst verbindet die weltweite Christenheit und ist Zeichen der Ökumene.
Persönlich angesprochen in der Gemeinschaft
Im Gottesdienst versammelt sich christliche Gemeinde. Er ist Ausdruck und Erfahrung der Gemeinschaft, zu der uns Gott verbindet. Zugleich kommen wir als einzelne. Ganz verschieden ist, was wir mitbringen, aufnehmen und mitnehmen. Als einzelne werden wir inmitten der Gemeinschaft angesprochen, begegnen einander und kommen zu uns selbst.
Jesus lädt ein
„Kommt her zu mir alle, die ihr mühselig und beladen seid, ich will euch erquicken!“ (Matthäus 11,28). Jesus lädt die Menge der Menschen ein. Und er verspricht: „Wo zwei oder drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“ (Matthäus 18,20). Was Jesus damals tat, geschieht auch heute im Gottesdienst: einladen und ermutigen, trösten und heilen, zurechtweisen und fordern. Menschliches Leben mit allen Licht- und Schattenseiten hat hier seinen Platz und kommt vor Gott zur Sprache.
Im Namen Gottes
„Im Namen des Vaters und des Sohnes und des Heiligen Geistes“. Das ist Vorzeichen und Maßstab. Gott selbst begegnet im Gottesdienst – in menschlichen Worten und Zeichen. Was wir erleben, hören und sehen, weist über das Sichtbare hinaus. Der Gottesdienst leitet an, überall auf Zeichen der Gegenwart Gottes zu achten.
Vergangenheit, Gegenwart und Zukunft berühren sich
Die Erfahrungen des Volkes Israel mit seinem Gott, die Worte Jesu, sein Leben, Sterben und Auferstehen, die Erkenntnisse der Apostel werden lebendig. Sie helfen uns, Gott zu erkennen und unser Leben zu gestalten. Der Blick richtet sich auch in die Zukunft: Was Gott begonnen hat, wird er auch vollenden. Das gibt Grund zur Hoffnung.
Alltägliches als Ausdruck des Glaubens
Alltägliches bekommt im Gottesdienst tieferen Sinn und wird zum Ausdruck des Glaubens. Das beginnt mit dem Gang zur Kirche und setzt sich fort im Gang zum Abendmahl: aufbrechen aus der gewohnten Welt, sich aufmachen und hingehen. Glaube heißt: der Einladung Gottes folgen.
Die äußere Haltung drückt die innere aus oder hilft, zu ihr zu finden: Sitzen fördert die Entspannung und Konzentration, Aufstehen drückt Ehrerbietung aus, aber auch Freiheit und Entfaltung. Das Niederknien ist ein Zeichen der Ehrfurcht und der Demut, eine Geste des Empfangens.
Hören und Antworten
In der Mitte des Gottesdienstes steht das Hören. Denn es geht um das Evangelium, die gute Nachricht. Was für unser Leben entscheidend wichtig ist, können wir uns nicht selbst sagen. Hören bedeutet, fremde Worte mit eigenen Erfahrungen in Verbindung zu bringen und sich anzueignen. So deuten Worte der Bibel das eigene Leben und helfen, es in einem anderen Licht zu sehen. Als Angesprochene finden wir Antwort: in den eigenen Gedanken, im gesprochenen Gebet oder Bekenntnis und in der Umsetzung des Gehörten.
Schweigen und Nachdenken
Je mehr auf unser Auge und Ohr eindringt, desto wichtiger wird das Schweigen. Die Stille ermöglicht es, sich für Gott zu öffnen, ein Wort oder Bild in sich aufzunehmen, aber auch den Stimmen im Inneren zu lauschen und zu sich selbst zu kommen.
Singen und Musizieren
Singen verbindet Fühlen und Denken. Es befreit und entlastet. Mitsingen heißt einstimmen und die anderen hören. Der Gesang der Gemeinde ist eine wichtige Form, am Gottesdienst beteiligt zu sein. Daneben hat Musizieren seine eigene Bedeutung. Musik dringt über das Ohr in die Seele, sie bringt in Bewegung, innerlich und manchmal auch äußerlich.
Essen und trinken, empfangen und teilen
Beim Abendmahl können wir schmecken und sehen, wie freundlich Gott ist. Das Brot, das wir täglich zum Leben brauchen, und der Nein, der zum Fest beiträgt, werden zum Zeichen des Lebens, das Gott schenkt. Christus selbst teilt sich aus, wenn Brot und Wein ausgeteilt werden. Im Gebet nehmen wir teil an den Sorgen und Nöten anderer. Bei den Geldsammlungen wird darum gebeten, mit Notleidenden zu teilen.
Sichtbare Zeichen
Zeichen und Symbole sprechen ihre eigene Sprache. Das Kreuz ist das häufigste und wichtigste Zeichen, denn wir verkündigen Jesus Christus, den Gekreuzigten, als Heil der Welt (1. Korinther 1,23). Auch als Segensgeste hat das Kreuz hervorgehobene Bedeutung: bei der Segnung von Brot und Wein, bei der Taufe oder beim Segen für die Gemeinde. Wenn Christen sich bekreuzigen, steilen sie sich unter den Segen Gottes.
Liturgische Farben
Die wechselnden liturgischen Farben an Altar und Kanzel drücken den Charakter des jeweiligen Sonn- oder Feiertages aus: weiß, die Farbe des Lichtes, an den Christusfesten Weihnachten und Ostern; rot, die Farbe des Feuers und der Liebe an Pfingsten und an Gedenktagen der Kirche; violett, die Farbe der Vorbereitung und Umkehr im Advent und während der Passionszeit; schwarz, die Farbe der Trauer am Karfreitag; grün, die Farbe der Schöpfung und der Hoffnung, zu den übrigen Zeiten.
Quelle: Bayern-Evangelisch